„Schmerz lass nach!“

Was du tun kannst, wenn es weh tut: Wildkräuter und mehr

Wildkräuter haben eine lange Tradition in der Anwendung bei Schmerzen, Entzündungen oder inneren Beschwerden. Hier stelle ich dir meine Favoriten vor und zeige dir, wie du sie nutzen kannst. Am Ende des Beitrags findest du eine wertvolle Übung, die dir helfen kann, deinen Schmerz mit anderen Augen zu betrachten.

Bitte denke daran: Es ist wichtig, die Ursache deiner Schmerzen zu finden. Da diese vielfältig sein können, lass hartnäckige Beschwerden unbedingt fachkundig abklären. Schmerzmittel können die Symptome mindern, beheben aber in den wenigsten Fällen die Ursache der Schmerzen.

Synthetische Schmerzmittel wirken zwar schnell, können aber erhebliche Nebenwirkungen haben. Dagegen sind pflanzliche Mittel in der Regel gut verträglich. Ihre Wirkung setzt aber langsamer ein: erst nach mehr als 2 Stunden.

Kopfschmerzen und Migräne

Anstatt bei Spannungskopfschmerz und Migräne-Symptomen gleich zu Ibuprofen, Aspirin etc. zu greifen, probiere einfach mal Pfefferminzöl aus. Ein paar Tropfen im Stirn- und Schläfenbereich auftragen, können Kopfschmerzen entscheidend bessern.

Weidenrinde und Mädesüß enthalten eine Vorstufe des Wirkstoffs Acetylsalicylsäure (ASS). Als Tee getrunken wirken sie schmerzlindernd, fiebersenkend und entzündungshemmend.

Tee: 1 TL Weidenrinde mit einer Tasse kaltem Wasser ansetzen und zum kochen bringen, zugedeckt 5 min ziehen lassen. 3 – 5 Tassen pro Tag. Weidenrinde entfaltet erst nach einigen Stunden bis Tagen ihre volle Wirkung, daher ist sie besonders bei chronischen Schmerzen zu empfehlen.

Mutterkraut wird zur Migräneprophylaxe eingesetzt. Die Pflanze wirkt entzündungshemmend und antibakteriell. Sie harmonisiert die Freisetzung von Serotonin (vermutlich sind Serotoninspitzen mitverantwortlich für Migräne) und beugt der Migräneattacke vor.

In Indien nennt man Ingwer „die große Medizin“. Er wird u.a. bei Kopfschmerzen und Übelkeit eingesetzt. Tee: schneide 1 – 2 Scheiben von der frischen Knolle und übergieße sie mit heißem Wasser. 5 – 10 min ziehen lassen und genießen.

Ohrenschmerzen

Hacke eine Zwiebel klein, fülle sie in eine kleine Socke,  erwärme sie kurz über Wasserdampf oder im Backofen und lege sie (angenehm warm!) für 30 min auf das schmerzende Ohr. Die „scharfen“ Inhaltsstoffe der Zwiebel lösen Sekrete im Mittelohr und lassen sie abfließen.

Außerdem hemmt die Zwiebel das Wachstum von Bakterien, Viren und Pilzen und dämmt Entzündungen ein. Zwiebelsäckchen kannst du mehrmals täglich anwenden.

Zahnschmerzen und Entzündungen im Mund- und Rachenraum

Vorbeugend kannst du jeden Morgen nach dem Aufstehen Ölziehen. Dazu nimm 1 EL Kokos- oder Sonnenblumenöl mit 1 Tropfen ätherischem Nelkenöl in den Mund und bewege das Öl für 20 min im Mund. In der Zwischenzeit kannst du unter die Dusche hopsen. Ausspucken, Mund ausspülen, Zähneputzen, fertig.

Ölziehen kann bei Zahnfleischbluten, Mundgeruch, lockeren Zähnen und Zahnbelag helfen. Außerdem ist es eine wunderbare Entgiftungsmöglichkeit für den Körper.

Bei akuten Zahnschmerzen am Sonntag 22 Uhr 😉 eine Gewürznelke in den Mund nehmen und lutschen, bzw. an die schmerzende Stelle im Mund bringen. Nelken wirken entzündungshemmend, keimwidrig, schmerzlindernd und leicht betäubend.

Auch der Salbei wirkt als Mundspülung (Tee aus den Blättern zubereiten) bei Zahnfleischentzündungen. Als Tee getrunken lindert er Halsschmerzen und kann dir bei Erkältung helfen.

Prellungen, Verstauchungen, Muskelschmerzen, stumpfe Sportverletzungen

Mein absoluter Favorit ist Beinwell. Eine Tinktur aus der Wurzel kann äußerlich als Einreibung oder Umschlag auf unverletzter Haut angewendet werden. Beinwell wirkt wundheilend, durchblutungsfördernd und granulationsfördernd. Wie du so eine Tinktur selbst herstellen kannst, erfährst du an meinen Wildkräutertagen.

Arnika wächst leider nicht bei uns im Hohen Fläming, sondern in den Bergen und ist dort eine geschützte Pflanze, darf also nicht gesammelt werden. In der Apotheke bekommst du fertige Tinktur oder Salbe. Sie wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd und abschwellend. Noch effektiver wirkt Arnika, wenn du vorher DMSO einreibst. Bitte vorher die Verträglichkeit an einer kleinen Hautstelle prüfen! Arnikasalbe oder Tinktur nur auf unverletzter Haut anwenden.

Arthrose, Arthritis, Rheuma, Gelenkschmerzen

Bei Gelenkschmerzen und beginnender Arthrose kann Beinwell (siehe oben) ebenfalls sehr nützlich sein.

Weihrauchsalbe wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd bei Rheuma, Arthritis und Bakerzyste. Du kannst Weihrauchsalbe im Handel kaufen oder ganz einfach selbst herstellen. Wie das geht, erfährst du an meinen Wildkräutertagen.

Weidenrinde (siehe oben), als Tee getrunken, kann dir auch bei Rückenschmerzen oder Arthritis helfen.

Hexenschuss, Muskelschmerzen

Das sonnige Johanniskraut kannst du sammeln und zu einem Rotöl verarbeiten. Am Wildkräutertag im Sommer stellen wir gemeinsam Rotöl her. Du kannst es aber auch in der Apotheke kaufen. Auf die Haut aufgetragen wirkt es außerdem bei Verbrennungen 1. Grades und als Wundheilmittel („Wundkraut“).

Bauchschmerzen

Hier kann Kamille, Schafgarbe oder Frauenmantel als Tee helfen.

PMS, Menstruationsschmerzen

1 TL Frauenmantel-Kraut mit kochendem Wasser übergießen und abgedeckt 10 min ziehen lassen. Trinke regelmäßig während der 2. Zyklushälfte mehrmals täglich 1 Tasse.

Kater-Kopfschmerz

Bei alkoholinduzierten Kopfschmerzen ist es ratsam, auf Schmerzmittel zu verzichten, da sonst der Lerneffekt für das nächste Wochenende futsch ist. 😉

Falls du aber doch mal mit einem Kater aufwachst und Hilfe benötigst, kann Weidenrinde, Espresso mit Zitrone, Omega-3 (Rollmops) und Bewegung an der frischen Luft helfen. Paracetamol solltest du in diesem Fall meiden!

Was gibt es noch?

Es gibt noch eine Menge anderer Möglichkeiten. Hier findest du eine kleine Auswahl.

Schwarzkümmelöl gilt unter anderem als ein effektives natürliches Schmerzmittel. Du kannst es ausprobieren: 1 EL pro Tag einnehmen.

Kurkuma in Verbindung mit Piperin (Schwarzer Pfeffer) wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd. Du kannst Kurkuma als Gewürz, Tee oder goldene Milch in deinen täglichen Speiseplan integrieren.

Hagebuttenpulver wirkt unter anderem entzündungshemmend, schmerzlindernd, antioxidativ und kann die Beweglichkeit von Gelenken verbessern. Gib täglich 2 gehäufte TL in deinen Smoothie, Joghurt oder ins Müsli.

Brennnesselblätter werden bei Rheuma, Gicht und Leberbeschwerden eingesetzt. Sie wächst überall. Pflück die obersten Triebe und bereite dir daraus einen Tee oder ein leckeres Gemüse (Zubereitung wie Spinat). Äußerlich wurde in der Volksheilkunde die Brennnessel traditionell zur Behandlung von rheumatischen Beschwerden und Hexenschuss eingesetzt, indem die betroffenen Bereiche mit Brennnesselruten traktiert wurden.

Astaxanthin ist ein Carotinoid, z.B. aus einer Alge gewonnen. Es ist ein starkes Antioxidans. Als solches neutralisiert es freie Radikale. Freie Radikale entstehen auch durch Entzündungen im Körper und übernehmen eine wichtige Funktion, z.B. bei der Abwehr von Viren. Allerdings begünstigen zu viele freie Radikale und zu wenig Antioxidantien Entzündungen. Astaxanthin wirkt also entzündungshemmend.

Bei chronischen Schmerzen ist eine Sanierung der Darmflora und eine entzündungshemmende Ernährung sinnvoll. Auch Omega-3-Fettsäuren, z.B. aus Lachs, Hering, Leinsamen, Walnüssen, Lein- und Rapsöl sowie “Grünem” wie Rucola, Rosenkohl, Spinat und Feldsalat sind bei Schmerzen und Entzündungen wichtig.

Der positive Blick auf Schmerz

Warum Schmerz nicht dein Feind ist:

Schmerz ist ein Alarmsignal, eine wunderbare und wichtige Schutzfunktion. Er macht uns auf Verletzungen, Wunden, Fehlfunktionen des Körpers oder schwere Erkrankungen aufmerksam. Durch ihn ziehen wir unsere Hand vom heißen Bügeleisen blitzschnell zurück.

Schmerzen sind ein Teil unserer Selbstheilungskräfte. Ohne Kopf- und Gliederschmerzen würden wir bei einer Erkältung vielleicht weiter zur Arbeit gehen, anstatt unser Immunsystem zu unterstützen, indem wir uns ins Bett legen und ausruhen.

Außerdem kann Schmerz uns dazu bringen, etwas in unserem Leben zu ändern. Er lehrt uns Dinge, die wir ohne ihn vielleicht nie gelernt hätten. Buddha soll gesagt haben: “Schmerz ist unvermeidbar. Leiden ist optional.” Das bedeutet, dass es an uns liegt, wie wir ihn betrachten und mit ihm umgehen.

C.G. Jung:

“Ohne Schmerz gibt es keine Bewusstwerdung. Menschen tun alles, egal wie absurd, um ihrer eigenen Seele nicht zu begegnen. Man wird nicht erleuchtet, indem man sich Figuren aus Licht vorstellt, sondern indem man die Dunkelheit bewusst macht.”

Die psychosomatische Seite

Gefühle als Ursache von Schmerzen?

Körper, Geist und Gefühle sind nicht getrennt. Ein Gefühl ist mit einer körperlichen Aktivierung verbunden und nie zufällig. Es wurde von Körper und Gehirn für einen bestimmten Zweck ausgewählt, um uns ins Handeln zu bringen. Der Sinn dahinter: die Balance wieder herstellen.

Probleme, Spannungszustände und Gefühle, die nicht ausgedrückt wurden, können sich als Schmerz äußern. Daher ist es sinnvoll, sich mit alten Gefühlen, z.B. Enttäuschung, auseinanderzusetzen, insbesondere bei chronischen Schmerzen.

Probiere es mal aus – eine Übung

Eine Möglichkeit ist, sich dem Schmerz zuzuwenden.
Nimm dir ca. 30min Zeit – nur für dich. Setz dich an einen Ort, an dem du dich sicher fühlst und ungestört bist. Das kann auch ein schöner Platz in der Natur sein.

Nimm Stift und Papier zur Hand. Atme ein paarmal tief ein und aus. Das entspannt und verbindet Kopf und Körper. Versuch die Vogelperspektive einzunehmen und ein wenig Abstand zwischen deinem Schmerz und dir zu schaffen.

Und dann schreibe einen Brief an deinen Schmerz: „Lieber Schmerz,…“.

 Schreibe aus 3 Perspektiven:

  • Kopf: Gedanken zu deinem Schmerz; Was und wie denkst du über deinen Schmerz?
  • Bauch: Gefühle in Bezug auf deinen Schmerz; Welche Gefühle tauchen auf?
  • Füße: Handeln und Ziele; Was würdest du tun, wenn der Schmerz plötzlich weg wäre?

Diese Übung stammt aus der positiven Psychologie von Dr. Nossrat Peseschkian. Sie ermöglicht einen anderen Blickwinkel und hilft dir beim Reflektieren.

Wo ist in deinem Leben ein Ungleichgewicht entstanden? Welche Botschaft steckt hinter deinem Schmerz? Wenn dir das bewusst wird, entstehen neue Handlungsoptionen und du hast die Möglichkeit, das Gleichgewicht in deinem Leben wieder herzustellen.

Probiere die Übung mal aus und erzähl mir gern von deinen Erfahrungen.

Alles Liebe, Juliane

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Ich bin Juliane.

Als Heilpraktikerin, Naturcoach und Kräuterfrau ist es mein Herzenswunsch, dich mit Erfahrung, Freude und Gelassenheit zu inspirieren und auf deinem Weg zu Gesundheit, Wachstum und Selbstwirksamkeit zu begleiten, in tiefem Vertrauen in die Heilkräfte der Natur und die Kreisläufe des Lebens.

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